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Tempo 30 und der ADAC

Tempo 30
Innerorts Tempo 30 oder Menschenverstand. Man kann nicht beides haben.

Auch wenn es Ihnen noch so große Schmerzen bereitet: Stellen Sie sich mal vor, diese fanatischen Ökospinner und Tempolimit-Hysteriker würden sich bei uns durchsetzen. Und die Autofahrerinnen und Autofahrer wären in unseren Städten mit maximal Tempo 30 unterwegs … nicht auszudenken, welche Dämme dann bei uns brechen. Schlimm, ganz schlimm!

Die Apokalypse des ADAC

Eine wahre Apokalypse würde uns heimsuchen: Kinderleichen auf den Straßen, giftige Wolken über den Häusern. Und als Krönung auch noch der Zusammenbruch des Finanzsystems. Wie, das glauben Sie jetzt nicht? Sie halten das für übertrieben oder Satire? Falsch! Sie sind nur schlecht informiert. Ihr Problem ist: Sie haben die Verkündigungen der ADAC-Propheten noch nicht empfangen, geschweige denn gelesen. Dann holen Sie das jetzt aber schleunigst nach! Zack, zack … los gehts:

ADAC: Das Ende ist nah

Die Gelben Engel des ADAC haben verkündet: Wir sind alle verloren, wenn Tempo 30 kommt. Das Tempolimit wird sich wie Mehltau über unsere Straßen legen. So steht es niedergeschrieben in den apokalyptischen ADAC-Prophezeiungen, die an die Menschen ausgesendet wurden, um unsere Städte und unsere Kultur vor dem Zerfall und dem Untergang zu retten. Das Handelsblatt, Pflichtblatt in den ADAC-Geschäftsstellen, berichtet über die drohenden Plagen (Wörtliche Zitate sind von der Radkolumne kursiv gesetzt):

  • Der ADAC prophezeit: Tempo 30 ist gefährlich.
  • Der ADAC prophezeit: Tempo 30 bedeutet für Fußgänger und Radfahrer eine größere Gefährdung.
  • Der ADAC prophezeit: Tempo 30 ist nutzlos, weil die Lärm- und Schadstoffemissionen nicht verringert werden.
  • Der ADAC prophezeit: Tempo 30 schadet dem ÖPNV, weil der Aufwand für Personal, Fahrzeuge und Betriebskosten steigt.
  • Der ADAC prophezeit: Tempo 30 führt dazu, dass der Verbrauch sogar steigt. Beim kostbaren Sprit.

Wenn die Garagentore Trauer tragen

Diese Schäden, ja Verwüstungen sind wirklich entsetzlich. Verheerend. Vernichtend. Wer kann und will in so einer Trostlosigkeit denn überhaupt noch leben? Wenn die Garagentore Trauer tragen, wenn der Christbaum nicht mehr in der Garage leuchtet, dann ist die finstere Epoche des Niedergangs da. Das muss kraftvoll und entschlossen verhindert werden.

Das Sterben von Porsche und AMG

Die langfristigen ökologische Folgen, die Tempo 30 auslöst, sind unumkehrbar. Denn Senf, der einmal aus der Tube ist, kann nie wieder zurück. Die Lage ist zum Verzweifeln. Wir retten die Serengeti, den Gorilla und die Schildkröte, aber vergessen die Stadtautobahn, den SUV, den Porsche und den AMG. Deren Habitate sind mit Tempo 30 bedroht! Wollen wir unseren Kinder und Kindeskindern eine Welt hinterlassen, in denen diese PS-starken Prachtexemplare ausgestorben sind? In denen deren Geröhre die Menschen in den Eiscafes nicht meher erfreut? Nein, nein und tausendmal nein! Es bewahre uns der ADAC vor dem Artenverlust!

ADAC gegen alle Verbote!

Und wenn du schon richtig dabei bist, o ADAC, dann tu auch endlich was gegen die vielen anderen Verbote, mit denen wir kleinen Bürgerinnen und Bürger tagtäglich von der bösen Obrigkeit gegängelt werden! Ein paar Beispiele für die schlimmsten Auswüchse der Verbotskultur gefällig? Bitte sehr: Kettensägen in der Kindertagesstätte? Verboten! Kippenautomat im Krankenhaus? Verboten! Rumflaschen in der Rehaklinik? Verboten! Strumpfmasken in der Sparkasse? Verboten!

Die fiesen Profiteure

Und außerdem, wer profitiert denn, wenn die Freiheit des Autos in den Innenstädten noch weiter eingeschränkt wird? Doch nur unnütze Schmarotzer und Minderleister! Menschen, die es im Leben zu keinem Auto, also zu nichts gebracht haben. Menschen, die keine Steuern zahlen. Fußgänger … wer macht so was freiwillig? Oder Einkaufsbummler, die zu faul sind, ihre Taschen in den Kofferraum zu heben. Wer braucht die? Oder gar Leute, die abends in den Club laufen … haben die keine Limousine, oder wenigstens einen Buggy? Schlimmer sind nur noch Fahrrad- und Straßenbahn-Idioten!

Geraten Sie in Panik!

Achtung: Alleine wird der ADAC die Rettung der Weltv nicht schaffen. Das ist jetzt ein Aufruf an alle, die dieses Zeilen lesen! Mann oder Frau, jung oder alt: Verlassen Sie Ihre Komfortzone! Wenn Sie jetzt nicht in Panik geraten, wer dann? Denken Sie an eine Kette von Dominosteinen: Wenn erstmal Tempo 30 durchgeprügelt ist, lauern Tempo 80 auf der Landstraße und Tempo 120 auf der Autobahn. TEMPOLIMIT AUF DER AUTOBAHN. Horror! Damit wären die Grundwerte unseres Zusammenlebens in Gefahr: die Demokratie, die Freiheit und die Wirtschaft. Lassen Sie es nicht so weit kommen. Werden Sie Freiheitskämpferin oder Freiheitskämpfer und fangen Sie heute damit an. Wecken Sie Ihren inneren Ghandi, Ihren inneren Rennfahrer, Ihren inneren Irgendwas. Egal wie – bleiben Sie in den Stunden größter Autofahrer-Not nicht passiv. Jetzt ist Ihre Stunde!

Werden Sie verkehrspolitisch aktiv! Engagieren Sie sich im ADAC oder bei der FDP. Gründen Sie eine Bürgerinitiative Ü30 und sammeln Sie Unterschriften vor Kindergärten und Schulen. Drucken Sie Warnwesten mit der Aufschrift „Fahren Sie schneller“ und verteilen Sie sie an Fußgänger und Radfahrer, an Kinder und Senioren. Und ganz wichtig: Handeln Sie lokal. Kämpfen Sie gegen Tempolimits – vor Ihrer Haustüre, in Ihrer Straße, in Ihrem Stadtteil!

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5 Gedanken zu „Tempo 30 und der ADAC

  1. Schöne Satire! 🙂

    Kann ja nicht sein, dass die Städte auf einmal lebenswert werden, es bessere Luft gibt, schönere Einkaufsmöglichkeiten etc. etc. Das wäre alles superschlimm!

  2. Fahrradverseuchte Städte wie Kopenhagen, Amsterdam und Paris sind unbewohnbar. Haltet ein, kehret um, rettet die SUV-Habitate, solange es noch geht. Das Ende ist nah!

    1. Hihi, ja, das stimmt. SUVs sollten endlich auch in Fußgängerzonen einfahren dürfen. Ansonsten kann die Autoindustrie nicht weiter wachsen!!!

  3. gibt übrigens ne prima Alternative, wenn man nur wegen des Pannendienstes beim ADAC ist, deren Verkehrspolitik aber scheiße findet: http://www.vcd.org

    1. Jep, der VCD dringt in Bereiche vor, in denen noch nie ein ADAC gesehen wurde.. Fahrrad-Sternfahrten gegen den Autowahn zum Beispiel VCD

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